Wer unterrichtet unsere Kinder? Und wenn ja, wieviele?
In NRW gibt es zu wenige Lehrkräfte. Das ist nichts Neues, aber die Lage wird dramatischer. In einer Studie der Bertelsmann Stiftung wurden erschreckende Zahlen zum Lehrer*innenmangel in Deutschland veröffentlicht:
Bis 2025 werden an Grundschulen ca. 26.000 Lehrer*innen fehlen. Dazu kommt der Bedarf von 60.000 neuen Berufsschullehrer*innen bis 2030. Gleichzeitig wird es bei Gesamtschulen und Gymnasien einen Überschuss von ca. 16.000 Lehrer*innen geben.
Vorhandenes Potenzial nutzen
Anstatt nun die Schulen sich selbst zu überlassen, sollten wir die Chance der 16.000 gut ausgebildeten, motivierten und arbeitssuchenden Lehrer*innen nutzen und diese nicht zwingend, aber auch vorerst in Grundschulen und Berufsschulen einsetzen. Auch die Möglichkeit von sogenannten Seiteneinsteiger*innen aus anderen Berufsgruppen sollten wir mehr ausschöpfen. Um diesen Wechsel zu ermöglichen, müssen natürlich verschiedene Anreize gesetzt werden:
Gleiche Bezahlung unabhängig von Schulformen
Eine meiner Kernforderungen, wenn es um mehr Gerechtigkeit geht, ist die der gleichen Bezahlung für alle Lehrpersonen – unabhängig der Schulform. Jetzt wäre doch ein konkreter Anlass gegeben, die sogenannte A13-Einstiegsbesoldung für alle Lehrpersonen einzuführen. Denn wenn Studien ergeben, dass viele – vor allem männliche – Lehramtsstudierende wegen der schlechten Bezahlung nicht an der Grundschule arbeiten möchten, dann ist das doch ein konkreter Punkt, an dem wir ansetzen können. Seitdem die Ausbildung der verschiedenen Schulformen angeglichen wurde, ist das Angleichen der Bezahlung ein konsequenter nächster Schritt. Gleiche Ausbildung, gleiche Arbeit, gleiche Bezahlung!
Umfang der Arbeitsstunden diskutieren
Je nach Schulform wird neben der Besoldung bisher auch eine unterschiedlich hohe Anzahl an gehaltenen Schulstunden, genannt Stundendeputat, gefordert. Dies impliziert, dass Schulstunden in der Grundschule oder in sogenannten Brennpunktschulen weniger anstrengend und aufwendig seien als in anderen Schulformen oder in Schulen in gutsituierten Vierteln. Darüber muss geredet werden.
Veränderungen qualitativ unterstützen
Ein Berufswechsel kann zunächst sehr herausfordernd sein. Daher ist es unbedingt notwendig, am Lehramt interessierten Menschen neben einer angemessenen Bezahlung vernünftige Qualifizierungs- und Quereinsteigerprogramme anzubieten. Denn die praktischen Kompetenzen aus schulfernen Arbeitsbereichen können den schulischen Alltag neu beleben und den Schüler*innen lebensnahe Beispiele ermöglichen.
Sozialindex einführen und den Schulalltag unterstützen
Schule bedeutet viel mehr als das bloße Erlernen von Wissen. Um Kinder umfassend in ihrer Entwicklung zu unterstützen, benötigen Schulen von Heute vielfältige Teams. Das bedeutet, dass in sogenannten multiprofessionellen Teams nicht nur klassisches Lehrpersonal, sondern auch Sozialpädagog*innen und andere Pädagog*innen zusammen arbeiten. Schulen mit besonderen pädagogischen Herausforderungen benötigen hierbei auch deutlich mehr Unterstützung als andere Schulen. Deswegen setze ich mich so sehr für die Einführung eines Sozialindex ein. Das bedeutet, dass Schulen anhand der sozialen Rahmenbedingungen, nämlich dem Standort der Schule und der Zusammensetzung der Schülerschaft in sechs verschiedene Gruppen eingeordnet werden. Je nach sozioökonomischer Lage der Schulen erhalten die Schulen dort dann z.B. mehr finanzielle und personelle Mittel.
Lehrermangel ist eine der zentralen Aufgaben für die Zukunft und die SPD hat Ideen
Der Lehrkräftemangel ist in der Tat eine Herkulesaufgabe – aber keine unmögliche Aufgabe! Wir müssen neue Wege denken, alte Strukturen um- und ausbauen und gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Kinder auch zukünftig von motivierten und gut ausgebildeten Menschen unterrichtet und auf das Leben vorbereitet werden.