„Auf Schicht“ bei Nacht mit den Beschäftigten des Flughafens Köln/Bonn

 

Vergangenen Mittwoch war es wieder soweit, eine weitere Runde im Rahmen meiner Reihe „Auf Schicht mit Jochen Ott“ stand an; dieses Mal ging es auf Nachtschicht mit der Belegschaft aus diversen Bereichen des Flughafens Köln/Bonn. Dieses „Mini-Praktikum“ hat mir spannende Einblicke in den Arbeitsalltag der vielen Beschäftigten des Flughafens bei Nacht gewährt und mir auch wieder gezeigt, wie wichtig unser Einsatz für soziale Gerechtigkeit und eine angemessene Bezahlung ist. Hier meine Eindrücke:

Um mir einen Überblick über die allgemeine Situation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verschaffen, traf ich mich direkt zu Beginn mit den Arbeitnehmervertretern zum Austausch. Hierbei wurde insbesondere deutlich, dass der Erfolg des Flughafens maßgeblich der Leistung der vielen Beschäftigten des Flughafens zu verdanken ist. Rund um die Uhr und bei jedem Wetter sorgen tausende Beschäftigte für eine gute Entwicklung des Kölner Flughafens.

Anschließend begann meine eigentliche Nachtschicht bei den Schichtführern des Terminalservices, um zu lernen, wie die Arbeit am Flughafen insgesamt organisiert wird. Meine nächste Station war die Vorfeldkontrolle, die für die Verkehrslenkung der verschiedenen Flugzeuge auf den Rollfeldern verantwortlich ist. Im Kontrollraum, der mich sehr an das Cockpit von Raumschiff Enterprise erinnerte und von dem man einen beeindruckenden Ausblick auf das Flughafengelände genießen kann, ist hohe Konzentration und Planungsgeschick erforderlich. Wirklich beeindruckend, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier leisten! Ich durfte hier sogar auch meinen ersten Check-In eigenständig öffnen, per Mausklick.

Daraufhin durfte ich mir in der Sicherheitskontrolle einen Überblick verschaffen. Hier arbeiten Beschäftigte eines externen Sicherheitsdienstes und kontrollieren Passagiere und Handgepäck im Eingangsbereich zum Terminal. Damit für alle Beteiligten des Flugverkehrs eine bestmögliche Sicherheit gewährleistet werden kann, ist es entscheidend, dass Vorgaben und Auflagen durch den Sicherheitsdienst erfüllt werden. Nur so kann ein hoher Sicherheitsstandard erreicht werden. Leider wurden in der Vergangenheit Sicherheitsmängel festgestellt, es wird daher entscheidend sein, auch hier seitens der zuständigen Behörden genauer hinzuschauen. Die Sicherheitsfirmen tragen eine hohe Verantwortung, die sie auch erfüllen müssen. Mein Eindruck war jedoch, dass die Beschäftigten eine hervorragende Arbeit leisten und ihren Job ernst nehmen. Dafür müssen sie auch vernünftig bezahlt werden.

Die Beschäftigten der Gepäckdienst zeigen mir ihren „Staubsauger“.

Danach ging meine Nachtschicht weiter im Gepäckdienst, der Passagierflugzeuge be- und entlädt – an vielen Stellen ein echter Knochenjob kann ich sagen! Besonders gefreut hat mich hier eine Art Staubsauger, der teilweise eingesetzt wird und als Hebehilfe zu verladendes Gepäck ansaugt, anhebt und so in die Flugzeuge verlädt. Dies schont den Rücken der Beschäftigten erheblich und stellt daher eine enorme Arbeitserleichterung dar – eine sinnvolle Investition des Flughafens. Auf dem Leitstand, den ich auch besuchen durfte, wird darauf geachtet, dass alle Bänder funktionieren und kein Chaos entsteht. Manchmal richtet hier Sperrgepäck leider Ärger oder gar Schaden an. Leider ist anschließend in den mancherorts sehr engen Laderäumen der Passagierflugzeuge harte körperliche Arbeit notwendig: die Koffer und Taschen müssen teilweise über Kopf und auf Knien in die Laderäume einsortiert werden, ohne technische Hilfe. Ich habe großen Respekt vor den Männern, die diese wirklich anstrengende Arbeit verrichten!

Schließlich durfte ich mir in der Flugzeugabfertigung noch ein Bild von der Verladung der Fracht in Frachtflugzeuge machen und mit anpacken. Hier werden bei Wind und Wetter jeden Tag tausende Pakete verfrachtet, damit unsere Bestellungen im Internet bereits am nächsten Morgen nach der Bestellung bei uns ankommen. In diesem Bereich des Kölner Flughafens werden somit die Ausmaße von Logistik und Welthandel besonders deutlich.

Im Gespräch mit den Beschäftigten vor Ort wurde mir erneut vor Augen geführt, wie wichtig eine gerechte Bezahlung insbesondere bei Leih- und Zeitarbeitern ist. Hier muss unbedingt durch den Bundesgesetzgeber nachjustiert werden, denn diese Art der Beschäftigung darf nicht zum Instrument zur Umgehung bestehender Tarifverträge verkommen. Vielmehr ist Leiharbeit dazu gedacht, kurzfristige Personalengpässe auszugleichen. Dafür ist es jedoch notwendig, dass Leiharbeiter eher besser bezahlt werden, da es sich nicht um ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis handeln soll. Auch wurde deutlich, dass eine Verbesserung des Pausenraumes besonders notwendig ist, für die ich mich persönlich einsetzen möchte.

Ich danke allen Beteiligten nochmals ganz herzlich für diese eindrucksvolle Nachtschicht, es hat mir viel Spaß gemacht!