„Hier kommt Ihr Mittagessen. Guten Appetit!“, hieß es am vergangenen Freitag, als ich einen Tag lang beim Menüservice des Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Köln e. V. mitarbeiten durfte. Ein ganz besonderer Schicht-Einsatz und eine intensive Erfahrung für mich, von der ich gerne berichten möchte.
„Essen auf Rädern“ ist den meisten Leuten zwar ein Begriff. Von der Organisation, die dahinter steckt, von den genauen Abläufen und vor allem was es bedeutet, als Menü-Fahrer im Einsatz zu sein – davon haben wahrscheinlich viele kein konkretes Bild.
Grund genug also, sich das ganze einmal genauer anzuschauen und einen Tag lang mitzuarbeiten.
Begrüßt wurde ich am Freitagmorgen von Jochen Heller, dem Leiter des Menüservice beim DRK in Köln, der mich erst einmal einwies und mir vieles erklärte, wie etwa, dass es zwei Arten von Essenslieferungen gibt: auf der einen Seite die Tiefkühlessen (für diejenigen, die das Essen selbst aufwärmen wollen) und auf der andern Seite die heißen Essen (die einmal täglich servierfertig zu den Leuten gebracht werden).
Letztere werden an 7 Tagen der Woche, an 365 Tagen im Jahr und bei Wind und Wetter von den Rot-Kreuz-Fahrern ausgeliefert. Klar, denn die Leute wollen und sollen natürlich versorgt werden. Auf genau so einer Tour mit heißem Essen konnte ich dann an dem Freitagmorgen mitfahren.
Im Auto begleiten durfte ich Michael Wohlschlag, der schon seit vielen Jahren als Fahrer beim Menüservice arbeitet. Für einen Praktikanten wie mich natürlich super, denn er konnte mir einiges aus dem Alltag der Fahrer berichten.
Mit zahlreichen warmen Mahlzeiten beladen, ging unsere Tour mit dem Auto pünktlich um neun los. Unterwegs waren wir an dem Tag im Rechtsrheinischen (Deutz, Kalk, Höhenberg, Ostheim, Brück, Humboldt, Buchheim, Gremberghoven) und haben vielen, vor allem hochbetagten Menschen ihr Mittagessen gebracht. Die meisten davon haben ihr Essen persönlich von uns an der Tür entgegen genommen, manche stellten aber auch einfach die Thermobox, in der das Essen ausgeliefert wird, vor die Tür oder auf die Fensterbank, um es dort austauschen zu lassen.
In Köln-Höhenberg belieferten wir dann in der Postsiedlung ausgerechnet meinen früheren Nachbarn aus Jugendzeiten, der natürlich sehr überrascht war, als ich plötzlich mit seinem Mittagessen vor der Tür stand. Nach einem kurzen Pläuschen ging’s auch schon wieder weiter – eine schöne Begegnung!
Mein Eindruck während der Tour war, dass sich viele der älteren Menschen, denen wir das Mittagessen gebracht haben, auch über den sozialen Kontakt, der damit verbunden ist, freuen und gerne ein paar freundliche Worte mit dem jeweiligen Fahrer oder der Fahrerin wechseln. Gerade wenn ältere Menschen alleine sind und wenn sie keine Angehörigen mehr haben, dann ist die Gefahr der Vereinsamung groß. Für manche ist die Begegnung mit dem Rot-Kreuz-Fahrer der einzige soziale Kontakt des Tages. Umso wichtiger ist sie natürlich.
Zeit für ein Gespräch bleibt aber meist nicht viel, denn der oder die nächste wartet schon auf das Mittagessen und der straffe Tagesplan muss eingehalten werden. Die Verlässlichkeit ist den Kunden wiederum verständlicherweise sehr wichtig. Gerade am Schluss der Tour kann es daher durchaus eine Beschwerde geben, wenn man zehn Minuten zu spät dran ist (etwa, weil der mitgenommene Praktikant zu langsam gearbeitet und zu viel gequatscht hat).
Keine Beschwerden gab es hingegen wegen des Essens. Alle, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir dass sie zufrieden seien und dass es ihnen gut schmecken würde. Überzeugen konnte ich mich übrigens davon nach getaner Arbeit selbst.
Bei meiner Schicht ist mir auch noch einmal klarer geworden, was für ein immens wichtiger Beitrag hier geleistet wird. Denn gerade für viele alte Menschen hier in Köln – unsere Stadt aber natürlich auch anderenorts erhält er die schlichtweg eigene Selbstständigkeit und ermöglicht ihnen auf diese Weise, lange im eigenen Zuhause leben zu können.
Umso wichtiger, dass die Politik hier die steuerlichen Rahmenbedingungen mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz, die diesen Service so möglich und das Essen bezahlbar machen, wahrt.
Mitgenommen von dem Tag habe ich für mich vor allem politisch die große Frage, wie man gutes Essen mit unserem Quartiersansatz zusammenbringen kann. Kann man die eine warme Mahlzeit am Tag für die, die es möchten, auch gemeinsam gestalten? Wo kann man etwa gemeinsames Essen in Veedelstreffpunkte integrieren?
Und wie organisiert man bei den Hochbetagten und Pflegebedürftigen, bei denen das Essen zu Hause die einzige Möglichkeit ist und bei denen soziale Kontakte fehlen, dass mehr Zeit bleibt zum Sprechen und zum Austausch mit denjenigen, die das Essen bringen?
Mir hat der Tag beim DRK-Menüservice auf jeden Fall super gut gefallen! Ich danke für einen spannenden Tag im Einsatz für das Rote Kreuz und für Menschen, die sich Zeit genommen haben, um mir ihren Alltag vorzustellen.