Die vergangenen Jahre an den Schulen haben gezeigt, dass das derzeitige Schulsystem mit dem Abitur nach bereits 8 Gymnasialjahren – kurz G8 – viele Probleme aufwirft: das Gymnasium wird mit der momentanen Umsetzung von G8 (eingeführt durch die ehemalige schwarz-gelbe Landesregierung) von anderen Schulformen abgekoppelt und der Entscheidungsdruck in der Grundschule bereits wesentlich erhöht. Deswegen hat die NRWSPD im Austausch mit Akteuren des Schullebens ein Konzept entworfen, das eine flexible Lösung für mehr Individualität im Schulalltag zulässt: das G8 flexi.
Warum kommt unser Reformvorschlag erst jetzt? Ganz einfach: Wir wollten es den Schulen und Schulkindern nicht zumuten, kurze Zeit nach der Einführung von G8, sich wieder auf ein verändertes Schulsystem einstellen zu müssen. Stattdessen haben wir das bestehende Konzept von G8 über einen längeren Zeitraum beobachtet und versucht, Verbesserungen am Runden Tisch zu verabreden und umzusetzen. Aber das reicht nicht.
Mit unserem Vorschlag legen wir nun ein gut überlegtes Konzept zur nachhaltigen Verbesserung unseres Schulsystems vor. Unser Konzept fand in dieser Woche auch viele Befürworter an dem vom Bildungsministerium ausgerichteten Runden Tisch zu G8. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde aber auch deutlich, dass eine Reform des derzeitigen G8 erst nach der Landtagswahl im kommenden Jahr stattfinden kann. Dies gibt uns nun jedoch noch einmal ausreichend Gelegenheit, das neue Konzept weiter mit Akteuren des Schullebens zu diskutieren, damit mit einer sozialdemokratischen Landesregierung ab Mai 2017 dann auch eine bestmögliche Umsetzung der G8-Reform erfolgen kann.
Was steckt denn nun eigentlich hinter unserer Idee? Unser Ziel ist es, jeder Schülerin und jedem Schüler eine Schullaufbahn zu ermöglichen, die sich mehr an ihren Bedürfnissen orientiert. Dabei wird den Schülerinnen und Schülern nicht die Gelegenheit genommen, bereits nach acht Jahren das Abitur zu machen. Gleichzeitig gibt es aber auch die Möglichkeit eines zusätzlichen Orientierungsjahres für alle diejenigen, die sich mehr Zeit lassen möchten (beispielsweise um ein Jahr im Ausland zu verbringen). Mit unserem Konzept wird also zukünftig sowohl G8 als auch G9 möglich sein. Dazu wird die Klasse 10, die derzeit Teil der dreijährigen Oberstufe ist, grundsätzlich wieder Teil der Sekundarstufe I werden. Dadurch entlasten wir zunächst die Schülerinnen und Schüler, indem wieder mehr Zeit für das Lernen und das Leben neben dem Schulalltag bleibt.
Gleichzeitig erhalten alle Schülerinnen und Schüler damit auch am Gymnasium wieder einen qualifizierten Abschluss nach der 10. Klasse. Für diejenigen, die weiterhin das Abitur nach acht Jahren absolvieren möchten, wird die 10. Jahrgangsstufe zur „Einführungsphase“ der Oberstufe mit fünf zusätzlichen Wochenstunden. Es müssen dann nach der zehnten Klasse nur zwei Jahrgangsstufen bis zum Abitur durchlaufen werden. Alle anderen werden regulär nach der 10. Klasse eine 11. Jahrgangsstufe als Einführungsphase durchlaufen und schließlich nach 13 Jahren das Abitur machen. Damit ist es also auch wieder problemlos möglich, vor dem Eintritt in die Oberstufe ein Auslandsjahr zu verbringen.
Ich halte unser neues Konzept für einen guten Kompromiss, mit dem wieder individueller auf das Lerntempo und die Wünsche jedes einzelnen Kindes/Jugendlichen eingegangen werden kann. Gleichzeitig wird unser Schulsystem nun endlich wieder durchlässiger: das frühe Urteil, dass ein Kind vorerst nach der Grundschule nicht das Gymnasium besuchen wird, entscheidet nicht mehr praktisch unumkehrbar darüber, ob dieses Kind später Abitur machen kann. Die Schülerinnen und Schüler können darüber nach dem neunten Schuljahr vielmehr wieder selber entscheiden. Dadurch wird der Entscheidungsdruck in der Grundschule endlich wieder verringert.
Darüber hinaus geben wir den Kindern mit unserem Konzept wieder mehr Zeit zur persönlichen Entfaltung in einem Ganztagsangebot der Schule, das ein abwechslungsreiches Programm in Sport, Kultur und Musik bereit hält und nicht zu überfrachtet mit Unterrichtsstunden ist. Mit unserem G8 flexi wird die Individualität unserer Kinder in der Schule endlich wieder in den Vordergrund gestellt, daher halte ich es für das derzeit beste Konzept.