
Der SPD-Vorsitzende Jochen Ott übt scharfe Kritik an der Haltung von Konrad Adenauer zum Haus- und Grundverein bezüglich des geplanten sozialen Wohnungsbaus.
Wie sich der erste Kanzler der BRD Konrad Adenauer angesichts des Weltbildes seines Nachfahren selben Namens im Grabe umdrehen würde – eine Polemik.
"In Köln gibt es einen Mangel an gutem, bezahlbarem Wohnraum – das ist nichts Neues. Die Stadt ist in den kommenden Jahren weiterhin gezwungen viele neue Wohnungen in Köln entstehen zu lassen. Die Rückkehr des geförderten Städtischen Wohnungsbau nach Schramma ist dabei von zentraler Bedeutung. Wir brauchen Baulücken und Flächen, damit neuer Wohnraum entstehen kann.
Der Rat sorgt dafür, dass Baulücken geschlossen werden und neuer Wohnraum entstehen kann. Durch das kooperative Baulandmodell müssen 30 % des neu geschaffenen Wohnraums als geförderter Wohnraum entstehen – damit sorgen wir zum anderen auch dafür, dass in unserer Stadt das soziale Gleichgewicht nicht aus dem Lot gerät.
Wir wollen Wohnraum für alle schaffen – nicht nur für reiche Doppelverdiener, die sich die immens gestiegenen Wohnungspreise in unserer Stadt noch leisten können.
Seit mehr als 15 Jahren bekämpft der Haus- und Grundbesitzerverein diesen geförderten Wohnungsraum – und das es noch nie zuvor in einer Dekade so wenig geförderten Wohnungsbau in Köln gegeben hat, ist ein Erbe der Streitberger-Blömer Zeit (CDU). Hinzu kommen die schier unerträglichen „Schutzmaßnahmen“ für die sozial besser gestellten Stadtteile wie Marienburg, Junkersdorf, Lindenthal usw.
Es ist zynisch, gegen einen sozialen Wohnungsbau in solchen Stadtteilen zu argumentieren, indem Konrad Adenauer sagt, es sei dort „nicht genügend Raum“ und „Bewohner von gefördertem Wohnungsraum würden sich dort ohnehin deklassiert fühlen“!
Wer das liest, der weiß, dass für diesen Konrad Adenauer der normale Ford-Mitarbeiter, die alleinerziehende Mutter, der Mitarbeiter im Einzelhandel oder die Pflegefachkraft oder die Witwe des Postbeamten, die sich beim heutigen Mietspiegel oftmals nur eine geförderte Wohnung leisten können, an den Rand der Stadt „in die Nähe von Bahngleisen“ gehören – aber sicher nicht mitten in unsere „guten“ Veedel….
Da kommt mir die Galle hoch! Für Adenauer scheinen Bewohner von Reihenhäuser bereits an der Vorstufe zu Asozialen zu stehen (Beitrag im ARD-Magazin Panorama). Das kann und darf einfach in einer Großstadt nicht richtig sein. Wir müssen darauf achten, dass wir einer Ghettoisierung unserer Stadt frühzeitig entgegensteuern.
Es ist einfach nicht richtig, dass Stadtteile, die seit Jahrzehnten mit Integrationsproblemen und Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben die einzigen Stadtteile sein sollen, die auch den Schwächeren oder auch den Normalverdienern bezahlbaren Wohnraum anbieten können.
In der Debatte um die Verteilung der Flüchtlinge spüren wir deutlich, dass wir an eine Grenze kommen, welche die Integrationsfähigkeit von einzelnen Stadtteilen wie Kalk, Ostheim, Finkenberg, Chorweiler oder Meschenich überschreitet. Wenn wir nicht endlich damit beginnen, die Lasten auf die gesamte Stadt zu verteilen, wären die Folgen für unsere Stadt das ungesündeste, was passieren kann. Wer in der heutigen Situation – bei prognostizierten 50.000- 100.000 Zuzügen bis 2030 – immer noch glaubt, dass gewisse Stadtteile „sauber“ gehalten werden müssten, um Investoren die Rendite zu sichern, der hat die Situation unserer Stadt nicht erkannt.
Soziale Lasten müssen innerhalb einer Stadt gerecht verteilt werden – da dürfen wir auch Viertel wie Junkersdorf, Lindenthal und Marienburg nicht ausnehmen. Warum sollen denn – auch das kann man ja einmal zur Diskussion stellen – die „bürgerlichen Menschen“ im Rechtsrheinischen die Lasten alleine tragen – ist das gerecht? Auch dort gibt es Investoren und Grundbesitzer, die gerne mit Ihren Immobilien Geld verdienen möchten, oder die in der Nähe von „gefördertem Wohnungsbau“ leben – allerdings scheinen die Ängste, die Herr Adenauer zu schüren versucht dort nicht so deutlich spürbar zu sein.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es langfristig Sinn macht, in geförderten Wohnungsbau auch in „besseren“ Wohnquartieren zu investieren. Es mag auf den ersten Blick durch eine höhere Subventionierung teurer sein – langfristig werden wir so aber besser da stehen, das die Menschen dort eine viel höhere Integrationsleistung erbringen können, als dies an anderen Ecken heute möglich ist. Durch eine schnellere Integration vermindern wir langfristig soziale Folgekosten für unsere Gesellschaft. Fernab von Grundstücksrenditen und Investoreninteressen sind das die wahren „Baulücken“ in unserer Stadt.
Wir nennen unseren Ansatz „soziale Marktwirtschaft“ – dem alten Adenauer war das damals nicht fremd. Wenn er wüsste, nach welchen Maximen sein Nachfahre handeln – er würde sicherlich mehr als einmal im Grabe herumdrehen!"