Sie zielen darauf, für den besagten Zeitraum das Bonner Opernhaus oder, wenn sich dies als nicht machbar erweist, eine noch zu errichtende Mehrzweckhalle im Stadtteil Vogelsang als feste Ausweichquartiere ins Visier zu nehmen.
Vor allem liegt der Partei, wie Fraktionsvorsitzender Martin Börschel dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte, eine Senkung der Interimskosten am Herzen:
"33 Millionen Euro sind angesichts der Situation des städtischen Haushalts und der schwer auskömmlichen Finanzierung der freien Kulturszene zu viel."
In diesem Zusammenhang äußert er Kritik an jedweder alternativloser "Fixierung auf das blaue Zelt". Mit der Anregung, die Bonner Oper als zweijährigen Ersatzspielort zu ventilieren, antwortet er auf eine Anregung seines Parteifreunds, des Bonner Oberbürgermeisters Jürgen Nimptsch, der – vor dem Hintergrund ähnlicher Etat-Nöte seiner Stadt – auf einer Kölner kulturpolitischen Tagung im November eine verstärkte Kooperation beider Kommunen angeregt hatte.
Während Nimptsch seinerzeit freilich darüber nachdachte, die Bonner Oper als Institution zu schließen, möchte Börschel, wenn auch nur für die genannten zwei Jahre, den umgekehrten Weg gehen:
Kölner Opernfreunde sollen nach Bonn fahren – "30 Kilometer sind keine unzumutbare Entfernung".
Zugrunde liegt dem Ansinnen die Überlegung, dass die Bonner Oper weder von der Auslastung der Aufführungen (74 Prozent) noch von der Zahl der Spieltage her ihre Kapazität ausgereizt habe – "da gibt es durchaus Luft nach oben". Ein Teil der Kölner Produktionen müsste solchermaßen in Bonn inszeniert werden, aus Bonner Sicht handelte es sich "um ein Gastspiel der Kölner Oper".
Börschel verkennt nicht die Probleme, die sein Vorschlag mit sich bringt: Welches Orchester soll in Bonn spielen? Verkraftet die – kleinere – Bonner Oper selbst bei erweitertem Spielplan einen Kölner Ansturm? Akzeptieren die Bonner überhaupt diese Form der Zusammenarbeit oder drängt sich ihnen nicht der Eindruck einer "Kölner Invasion" auf?
Antworten auf diese Fragen müsse, so der SPD-Fraktionschef, die Debatte erbringen. Den großen Vorteil seines Vorschlags sieht er darin, dass, anders als im Fall des blauen Zelts, in Bonn keinerlei Zusatzinvestitionen ohne Nutzen über die Interimszeit hinaus fällig würden.
Deutlich günstiger als die Anmietung des Musical Dome, günstiger selbst als das Palladium kommt Börschel zufolge auch die Opernnutzung der Halle, die das Kölner Bauunternehmen Wassermann bis 2012 am Vogelsanger Girlitzweg errichten wird. Da die Halle (1700 Sitzplätze) explizit auch für Musikveranstaltungen konzipiert sei, werde es mit der Akustik keine Probleme geben.
Einen Orchestergraben werde Wassermann-Geschäftsführer Anton Bausinger, zugleich stellvertretender Kölner CDU-Vorsitzender, zur Verfügung stellen. Die Idee wurde, wie Börschel sagt, mit Bausinger bereits erfolgversprechend sondiert.
Der Gesichtspunkt der Kostenreduzierung ("nachhaltig günstiger, nicht billiger") leitet die Rats-SPD auch bei der definitiven Ausgestaltung des Opernquartiers am Offenbachplatz: "Über 250 Millionen Euro sind zu viel."
Börschel plädiert dafür, Kinderoper und Studiobühne nicht als Alternativen zu behandeln, sondern räumlich zu einer Bühne zusammenzulegen. Er hält das logistisch deshalb für möglich, weil beide Sparten unterschiedliche Proben- und Aufführungszeiten hätten und sich sehr wohl einen Standort teilen könnten – "vorausgesetzt, die Intendanten raufen sich zusammen". Damit müsse "eine Kostenreduktion auf etwa 240 Millionen Euro möglich sein".
Jürgen Nimptsch zeigte sich prinzipiell aufgeschlossen für Börschels Ideen:
"Das ist ein interessanter, prüfungsfähiger Gedanke, den man nicht reflexhaft zurückweisen sollte." Denkbar sei zum Beispiel, dass die Kölner Oper ein, zwei Produktionen in Bonn und die Bonner Oper dafür eine Produktion weniger macht – was, so der Oberbürgermeister, für Bonn den Charme der Kostenersparnis habe. Solchermaßen könne eine kulturpolitische Win-win-Situation entstehen.
Auch die CDU-Fraktion im Kölner Rat kann – zumal unter dem Gesichtspunkt der Kostenersparnis – Börschels Vorschlägen einiges abgewinnen. Für plausibler und realitätshaltiger als die Bonner Lösung hält sie, wie Fraktionschef Winrich Granitzka gestern mitteilte, allerdings die Lage am Vogelsanger Girlitzweg:
"Wir sollten die Oper in Köln lassen." Auf Unverständnis und energischen Widerspruch stieß Börschels Vorstoß bei Kölns Opernintendant Laufenberg: "Wir können nicht mit Vorschlägen, von denen wir bereits jetzt wissen, dass sie zu nichts führen, unsere jetzt schon abgelaufene Zeit verplempern." (Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 18. Januar 2011)