Stille in der Kapelle: „Kein Platz für Neger ?“

Jochen Ott im Gespräch mit Günter Wallraff, Klosterkapelle Porz-Zündorf
Jochen Ott im Gespräch mit Günter Wallraff
Jochen Ott im Gespräch mit Günter Wallraff, Klosterkapelle Porz-Zündorf
Jochen Ott im Gespräch mit Günter Wallraff
Jochen Ott im Gespräch mit Günter Wallraff, Klosterkapelle Porz-Zündorf
Jochen Ott im Gespräch mit Günter Wallraff

Jochen Ott begrüßte seinen prominenten Talkpartner als "längjährigen Freund und Bekannten aus meiner Schulzeit", den er sich für einen Gesprächsabend mit interessiertem Publikum gewünscht habe.

Günter Wallraff konterte sofort mit dem Hinweis, dass er "völlig überparteilich hier" wäre und sich als "Wechselwähler" bezeichne: "Aber hier in Köln würde ich glatt SPD und Ihren Jochen Ott wählen, damit hoffentlich nicht nur im Land, sondern auch im Bund bald wieder eine sozialere, menschorientiertere Politik" vertreten werde, fügte Wallraff unter Beifall des Publikums hinzu.

"Aus der schönen neuen Welt – Expeditionen ins Landesinnere" lautet der Titel seines neuen Buches, das Wallraff vorstellte. Mitgebracht hatte er Filmausschnitte aus verdeckt gedrehten Videos, die ihn in der Rolle eines vermeintlich Farbigen Somaliers in unglaublichen Originalszenen zeigen:

Nicht nur der ungenannte "Polizei und Hundetrainingsverein" hatte wegen der Hautfarbe des Herrchens keinen Trainingsplatz für dessen reinrassigen, deutschen Schäferhund mit Zertifikat und "von und zu-Namen", wie Wallraff im Video entlarvt. Da wird lieber der 6-fache Jahres- und Aufnahmebeitrag verlangt und auf Wartelisten verwiesen, "das Tier und Sie bleiben aus unserem Verein raus".

Die Wohnungsvermieterin, die seine Hautfarbe für "viel zu schwarz – wie der von der Klum" hielt und strenge Hausgerüche befürchtete erteilte dem falschen "Neger" ebenso die Abfuhr, wie der bayrische Landratsbeamte der Fischereibehörde, der sogar die Polizei holen wollte, weil "ein Schwarzer einen Jagdschein beantragen will".

Wer sich für die Auswüchse gegen Farbige in kölschen Kneipen, vor Fußballstadien mit frustrierten Heimfans, auf dem Campingplatz, dessen Aufsicht Menschen mit schwarzer Hautfarbe einfach nicht reinzulassen kann ("Neger grillen Riesenschweine nicht mit Kohle, sondern auf Dachlatten"), oder wen rassistische Sprüche bei mancherlei Eingangskontrollen ("Wir haben keinen Platz für Neger") interessieren, kann Einzelheiten dazu in Wallraffs Buch nachschlagen (Quelle unten).

Jochen Ott war sich nach einer breiten Diskussion mit einem sehr engagierten Publikum mit Günter Wallraff einig, dass viel mehr in die Zukunft unserer Kinder, deren qualifizierte Schul- und
Berufsausbildung zur Sicherung ihrer eigenen Zukunft und in die Integrationsarbeit investiert müsse, um "armutsbedingte Perspektivlosigkeit und immer noch gegenwärtige Ausländerfeindlichkeit" abzubauen.

Dazu gehören eine gebührenfreie Bildung, Abschaffung von Kita- und Studiengebühren, Ausbildungsgarantien, gesetzlich garantierte Mindestlöhne, gleiche Löhne für Zeitarbeitskräfte sowie langfristig gesicherte Arbeitsverhältnisse.

Zu guter Letzt fand ein stattlicher Bücherstapel seine Abnehmer, die allesamt ein Autogramm nebst Widmung von Günter Wallraff mitnahmen. Von den Einnahmen unterstützt er beispielhaft Anwaltskosten wie im Falle seines erstrittenen BGH-Urteils zur Rechtmäßigkeit verdeckter Ermittlungen in besonderen Situationen, wie auch sein gewonnener Prozess gegen "den wohl arbeitnehmerfeindlichsten Arbeitsrechtsanwalt", über dessen Entlassungsmethoden ("Kündigung von Unkündbaren") das öffentlich-rechtliche Fernsehen berichtete.

Interessierte Schulgemeinschaften oder Berufsschulen, die Interesse an einer Vorführung der insgesamt 85-minütigen Filmdokumentation mit Günter Wallraff haben, können sich gerne per eMail nach einer Terminvereinbarung erkundigen Wallraff-Termin

Buchnachweis: "Aus der schönen neuen Welt – Expeditionen ins Landesinnere", Günter Wallraff, 336 Seiten, Taschenbuch, KIWI 1069

Diashow Wallraff-Talk:
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