Jochen Ott: „Wir können uns Kinderarmut nicht leisten !“

Jochen Ott

„Ganztagsschule und Sanktionen“
(Von Christina Nover, 18.04.10, Kölnische Rundschau)

Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit beherrschen den Alltag vieler Kinder, die in Unterschicht-Familien aufwachsen. Oft konzentrieren sich die Probleme auf bestimmte Stadtteile, wie auch die Kölner Sozialraumanalyse bestätigt hat.

„Es gibt Leute, die möchten solche Stadtteile am liebsten sprengen oder einen Deckel drüber machen“, meint Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln. Bei seinem Impulsreferat zum Thema „Gespaltene Städte und Kinderarmut“ forderte er am Freitagabend: „Wir müssen die Kinder befähigen, das Milieu zu verlassen."

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „KölnSPD – Fraktion im Gespräch“ diskutierte Buschkowsky mit dem katholische Pfarrer Franz Meurer, der Jugenddezernentin Dr. Agnes Klein und SPD-Parteichef Jochen Ott im Ratssaal.

Das Problem fängt nach Meinung von Buschkowsky schon im System an:

„In Deutschland steht traditionell die Unterstützung der Eltern mit Geld im Vordergrund. Doch das Geld kommt bei den Kindern nicht an."

Buschkowsky, für seine tabulose Art bekannt, ist der Meinung, dass viele Eltern nicht die Kompetenzen besitzen, ihre Kinder fit für eine mitteleuropäische Leistungsgesellschaft zu machen.

Buschkoswky sieht die Lösung in intervenierenden Maßnahmen. Kindergartenpflicht, Ganztagsschule und Sanktionen, falls die Eltern ihre Kinder zu Hause lassen oder nicht dafür sorgen, dass sie zur Schule gehen.

Pfarrer Meurer glaubt, dass nur eine solidarische Stadtgesellschaft Ausgrenzung verhindern kann. Er ist sich sicher:

„Probleme werden niemals mit Geld gelöst. Die Leute vor Ort müssen sich engagieren!"

Jochen Ott denkt ähnlich: „Als es um das Schauspielhaus ging, da gab es riesige Proteste mit prominenter Unterstützung, aber Jugendthemen besitzen nicht die gleiche Relevanz."

Auch Buschkowsky weiß: „Die "Underdogs" selbst engagieren sich nicht. Die brauchen jemanden, der ihre Interessen vertritt."