Ausgaben für wirtschaftliche Jugendhilfe in 2009 stark angestiegen

Für Jochen Ott, Vorsitzender des Kölner Sozialausschusses, klingen nach dem Anstieg der Kosten für die wirtschaftliche Erziehungshilfe die Alarmglocken: “Angesichts dramatisch steigender Zahlen müssen wir auf die Bremse treten und gegensteuern. Eine weitere Steigerung können wir uns nicht mehr leisten. Armut in dieser Stadt muss bekämpft werden. Wir brauchen ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket, was die jetzigen Rahmenbedingungen der Erziehungshilfe kritisch durchleuchtet und den Trend stoppt. Manche althergebrachte Unterstützungs¬maßnahme gehört dabei auf den Prüfstand. Das hat die zuständige Jugenddezernentin bereits angekündigt.“

Ott weiter: „Jahr für Jahr bauen wir unsere Unterstützungsangebote kontinuierlich aus. Mit jährlich 1,1 Mrd. € für den Jugend- und Sozialetat haben wir die höchsten Sozialausgaben seit dem 2. Weltkrieg. Die Ausgaben für wirtschaftliche Jugendhilfe betragen in diesem Jahr knapp 122 Mio. €. Ein Trend, der sich auch in anderen bundesdeutschen Großstädten zeigt. Trotzdem sagen Wissenschaftler wie etwa der Kölner Soziologe Prof. Friedrich, dass die soziale Ungleichheit in Köln besonders hoch ist. Höchste Armut und hohe Sozialausgaben konzentrieren sich in wenigen Stadtvierteln unserer Stadt. Trotz neuer Hilfsangebote, die in den letzten Jahren in Köln entstanden sind – Ausbau des Allgemeinen Sozialen Dienstes, Einrichtung eines Gefährdungsmeldungs¬sofortdienstes (GSD), das Projekt „Kinder Willkommen“, Hilfsangebote für mindejährige Flüchtlinge und einiges mehr – konnte das Problem nicht gelöst werden.

Jochen Ott fordert: „Was wir dringend benötigen ist eine veränderte Vorgehensweise. Wir müssen neue Wege beschreiten und Ansätze unabhängig vom Ressortdenken entwickeln. Das Angebot muss stärker sozialräumlich orientiert sein und von der Familienhebamme über Kitas und Schule bis zum Ausbildungsplatz wirken.“

Der jugendpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion Ralf Heinen ergänzt: „Maßnahmen der Inobhutnahme von Jugendlichen sind z. B. besonders kostenintensiv. Die Verwaltung beziffert die jährlichen Ausgaben pro Kind auf 84.000 €, bei den intensiv-ambulante Hilfen sind es 25.000 € pro Jahr.
Angesichts dieser Kosten muss die Armutsbekämpfung vor allem bei Jugendlichen früher ansetzen. Die entscheidende Frage ist, ob unsere Ressourcen nicht früher zum Zuge kommen müssen. Diese Diskussion wollen wir als SPD anstoßen. Schon mit unserem Sozialraumkonzept haben wir einen anderen Weg aufgezeigt: die Problemlösung im Veedel durch rechtzeitige präventive Angebote und zwar bevor „das Kind in den Brunnen gefallen“ ist. Leider sind wir noch zu oft Reparaturbetrieb, der mit viel Geld, Bürokratie und Personalaufwand eine Unterstützungsleistung gibt, deren Wirkung in manchen Fällen auch noch zweifelhaft ist. Was wir brauchen ist eine vorausschauende Sozialpolitik. Wir wollen das vorhandene Geld zielgerichteter auszugeben. Die SPD gibt das Ziel der Chancengleichheit nicht auf.“