„Ein Zugehen ist notwendig“

Jochen Ott ist Chef der Kölner SPD und stellvertretender Landesvorsitzender seiner Partei in Nordrhein-Westfalen. Jens Meifert sprach mit ihm über den Umgang mit den Linken.

In der Berliner SPD gibt es den Vorstoß zur Zusammenarbeit mit den Linken. Wie stehen Sie dazu?
Wir haben in Köln im Rat in den letzten Jahren, wo es notwendig war, mit den Linken zusammengearbeitet. Das hat funktioniert. Und man darf ja nicht vergessen, dass gerade im Westen viele Leute der Linkspartei ehemalige SPD-Leute sind. Ich halte eine Zusammenarbeit für vernünftig, allein um die SPD aus der Zange zu nehmen. Denn wie soll man für Stimmen werben, wenn man den Anspruch auf eine Kanzlerschaft glaubwürdig gar nicht vertreten kann? Von daher ist ein Zugehen auf die Linken, da wo es geht, auch notwendig.

Und wo geht es?
Bei der Linkspartei muss man sich genau angucken, mit wem man es zu tun hat. In Köln geht das gut, in Teilen von NRW sieht es ganz anders aus. Die Linke wird auch intern die Frage beantworten müssen, ob sie Regierungsverantwortung übernehmen will. Die SPD ist gut beraten, sich Inhalte und Leute im Einzelfall gut anzuschauen.

Was heißt das für die Wahl in Nordrhein-Westfalen im Mai kommenden Jahres? Mit den Linken oder nicht?
Wir werben erstmal für eine klare Mehrheit der SPD. Wenn das am Ende nicht reichen sollte, muss auch die Option Linkspartei zu den Optionen gehören. Die Grünen sind als Wunschpartner gewissermaßen schon mitgerechnet, ob dann die Linkspartei oder die FDP als Kraft dazu käme, muss man sehen.

Ein Bündnis mit der FDP scheint derzeit auch in NRW schwer vorstellbar.
Diese Annahme halte ich für abwegig. Wir hatten erst kürzlich eine Bildungsveranstaltung, wo wir etwa in der Schulpolitik viele Gemeinsamkeiten festgestellt haben. Nur wird so etwas in den Medien nicht wahrgenommen. Eine Zusammenarbeit mit den Liberalen ist im Land derzeit wahrscheinlicher als im Bund.

Und die Linken in NRW? Halten Sie die mit Blick auf die Wahl für regierungsfähig?
Das hängt davon ab, wen die Linke dann aufstellt. Sie sind in NRW bislang nur wenig in Erscheinung getreten. Sie müssen sagen: Wer sind die Akteure, was sind die Inhalte. Was die Liste für die Bundestagswahl angeht, war das allerdings nicht sehr ermutigend.

Aber mit dieser von-Fall-zu-Fall-Haltung bleibt weiter unklar, was der Wähler von der SPD und der Linken halten soll. Das hat Ihnen laut Demoskopen schon bei der Bundestagswahl geschadet.
Im Vorfeld der Abstimmung wird es doch deutlich werden, natürlich wird es dem Wähler dann klar sein. Ich verstehe ja, dass die Presse kein anderes Interesse hatte, als diese schöne Geschichte weiterzuschreiben. Aber ich sage Ihnen ganz ehrlich: Als jemand, der 35 Jahre alt ist, habe ich keine Lust mehr, mir die Diskussion über Mauerschützen und sonst was anzuhören. Die Leute, die hier in Köln in den Bezirksvertretungen sitzen, sind größtenteils ehemalige Sozialdemokraten. Oder es sind Leute, die nach der Wende geboren sind oder nie in der DDR waren. Der Versuch, das zu dämonisieren, führt nicht weiter.

Das wäre aber doch eine Aussage: Schluss mit der Dämonisierung.
Aber wir treffen auch so eine klare Aussage: Wir haben inhaltliche Positionen. Wenn es andere gibt, die das teilen, muss man alles tun, um es durchzusetzen. Punkt. Der Kern sind die Inhalte, nicht die Partei