BILD: Frau Kraft, werden Sie die nächste Ministerpräsidentin von NRW?
Kraft: Davon gehe ich aus. Dafür arbeiten wir.
BILD: Aber alle Umfragen sehen Sie gut sieben Prozent hinter Jürgen Rüttgers…
Kraft: Das sind keine Größenordnungen, die sich nicht noch umwerfen lassen. Vor der Landtagswahl werden die Karten noch mal neu gemischt. Es stehen noch die Europa-, Kommunal und Bundestagswahl an.
BILD: Was macht Ihnen Hoffnung?
Kraft: Die Wähler entscheiden nach zwei Kriterien. Wer sind die besten Krisenmanager? Und wer ist am authentischsten? Bei beiden Punkten liegt die SPD klar vorne. Wir haben unsere Positionen in der herrschenden Krise nicht ändern müssen. Ich bin für einen starken Staat, der Regeln setzt, deren Einhaltung kontrolliert und dabei noch effizient ist. Die jetzige Entwicklung gibt uns Recht. Wir haben die richtigen Themen und Antworten.
BILD: Was macht der Ministerpräsident falsch?
Kraft: Er verunsichert die Menschen durch sein Hin und Her. Zum Beispiel in der Diskussion um die Zukunft von Opel oder der WestLB zeigt er keine klare Linie. Er ist ein Schönwetter-Ministerpräsident und kein Krisenmanager.
BILD: Schulpolitik ist eines ihrer zentralen Wahlkampfthemen…
Kraft: Wir wollen Vielfalt in der Schule. Kinder sollen länger gemeinsam lernen, sich trotz verschiedener Leistungsniveaus gegenseitig fördern. Ich habe als Gymnasiastin viele Sachen besser verstanden, als ich Schwächeren Nachhilfe gegeben habe. Das dreigliedrige Schulsystem ist am Ende , der Gemeinschaftsschule im Ganztag gehört die Zukunft. Dafür müssen wir Strukturen ändern.
BILD: Mit wem wollen Sie regieren?
Kraft: Die größten Schnittmengen haben wir mit den Grünen. Aber auch bei der FDP gibt es zunehmend Bewegung.
BILD: Ist die Linkspartei ein möglicher Koalitionspartner? Sie wird weiter durch den Verfassungsschutz beobachtet, der linksextremistische Tendenzen feststellt.
Kraft: Diese Partei kann und will nicht regieren. Sie hat sich auf dem Parteitag dargestellt wie ein Jurassic Park für kommunistische Dinosaurier. Dadurch erledigt sich vieles von selbst. Generell gilt für uns: Wir suchen die Auseinandersetzung und nicht die Zusammenarbeit. Wir wollen die Links-Partei unter fünf Prozent drücken.
BILD: Kein klares „Nein“?
Kraft: Die Menschen werden vor der Wahl ganz klar wissen, woran sie bei der SPD sind. Mit mir wird es keinen Wortbruch geben